Eine Behandlung mit Melatonin kann Schlafstörungen bei Bluthockdruckpatienten, die Betablocker einnehmen, signifikant verbessern. Dies hat eine randomisierte, doppelblinde und placebo-kontrollierte Studie ergeben, die kürzlich in Minneapolis im Rahmen des 25. Kongresses der Associated Professional Sleep Societies (SLEEP) vorgestellt wurde.
Laut des Hauptautors der Studie, Frank Scheer vom Brigham and Women’s Hospital in Boston, könnte dieses Ergebnis auch auf andere Personen, die Betablocker einnehmen und Personen mit einer geringen endogenen Melatoninproduktion (Personen mit Wirbelsälenschäden) angewendet werden.
„In den USA“, so Scheer „werden schätzungsweise 2 Millionen Patienten mit diesen Medikamenten behandelt. Betablocker werden nicht nur bei Bluthochdruck, sondern auch bei Herzrhythmusstörungen oder präventiv nach einem Herzinfarkt, bei Herzinsuffizienz, Migräne, posttraumatischer Belastungsstörung oder bei allgemeinen Angstzuständen angewendet. Des Weiteren produzieren Patienten mit einen Nackenwirbelsäulenschaden, der die Kommunikation des Nucleus suprachismaticus (der den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert) mit der Epiphyse stört, gar kein eigenes Melatonin.“
Es wurde bereits vor einiger Zeit bewiesen, dass Atenolol, ein selektiver Betablocker, bei einer Dosierung von 50 mg die Melatoninproduktion bei gesunden Patienten drastisch verringern und dass 100 mg den Patienten während der Nacht signifikant länger wach liegen lassen. Bei diesen Personen, kann eine Behandlung mit 5 mg Melatonin die Schlafqualität wiederherstellen.
Eine vorangegangene Studie von der Gruppe um Scheer hat ergeben, dass bei Männern mit Bluthockdruck, die keine Medikamente einnahmen, bei einer langfristigen Behandlung mit 2,5 mg Melatonin eine signifikante Verbesserung des Schlafes aufgetreten ist.
In dieser Studie haben die Autoren die gleiche Dosis bei 15 Bluthochdruckpatienten zwischen 45 und 64 Jahren (davon 9 Frauen) angewendet. Die Patienten nahmen gegen den Bluthochdruck Atenolol oder Metoprolol ein und litten unter keinen weiteren Erkrankungen. Des Weiteren durften die Patienten 2 Wochen vor und während der Studie keinen Alkohol, Nikotin, Koffein oder andere Medikamente zu sich nehmen.
Die Teilnehmer nahmen über einen Zeitraum von 3-4 Wochen kurz vor dem Schlafengehen entweder 2,5 mg Melatonin oder einen Placebo ein. Sie mussten während der Studie jede Nacht mindestens 8 Stunden im Bett liegen bleiben.
Bei der Studie wurde gemessen, inwieweit sich die Maßeinheiten der Polysomnographie, d.h. die gesamte Schlafdauer, die Schlafeffizienz und die Latenzzeit gegenüber zu den vor Beginn der Studie erhobenen Daten verändert haben. Bei dieser Erhebung konnte festgestellt werden, dass bei den mit Melatonin behandelten Patienten eine erheblich höhere Verbesserung als bei den mit einem Placebo behandelten Patienten eingetreten ist.
Im Einzelnen bedeutet dies, dass die mit dem Hormon behandelten Patienten 37 Minuten länger schliefen (424 Minuten gegenüber 387 Minuten; P = 0,046) und die Schlafeffizienz um 8% höher lag (88 % gegenüber 81 %; P = 0,046), während die Dauer das 1. Schlafstadium zu erreichen sich um 8 Minuten (P = 0,0007) und die um das 2. Schlafstadium zu erreichen sich um 14 Minuten verkürzt hat (P = 0,001).
Melatonin hat nachweislich sowohl die nicht im Labor, sondern zu Hause per Aktigraphie gemessene Gesamtschlafdauer (390 Minuten gegenüber 377 bei den Kontrollen; P = 0,011), als auch die Schlafeffizienz (81% gegenüber 78%; P = 0,007) signifikant erhöht.
Rachel Markwald von der University of Colorado und Vorsitzende ihres Streams bei der Konferenz, hält Melatonin für Bluthochdruckpatienten für eine sichere und wirksame Alternative zu Hypnotika. Die Expertin hat unterstrichen, dass bezüglich der langfristigen Einnahme von Melatonin bislang noch keine Gegenanzeigen aufgetreten sind.
Übersetzung: Anne Leinen